von MICHAEL NICOLAS
Die Reihe "nachgewürzt" im Zentrum Altenberg hat sich etabliert und bietet ab sofort gleich zwei Rückblicke.
Wer sich Mitte Januar mit einer Weihnachts-Neujahrs-Ansprache ans Volk wendet, kann einfach kein schlechter Mensch sein. Benjamin Eisenberg ist sogar noch ein guter Kabarettist, in der Rolle der Bundes-Kanzler-Präsidentin Merkel-Köhler allemal. Aber auch die anderen Protagonisten des kleinküstlerischen Rückblicks, der unter dem Titel "nachgewürzt" alle zwei Monaten im Zentrum Altenberg über die Bühne geht, müssen sich und ihre Beiträge nicht verstecken.
Da ist René Steinberg, der als Sarco de Funes für aufregende Heiterkeistausbrüche sorgt, oder sich als Reiner Calmund "an die Freunde des guten Geschmacks" wendet und sich nebenher als Kinderhüpfburg anbietet.
Da gibt es den Klavierkomiker Matthias Reuter, der eine Ananas-Diät in schlanke Verse fasst oder aus dem Superwahljahr gleich ein ganzes Musical macht, bei dem am Ende des zweistündigen Programms am Freitag im Altenberg alle Künstler gemeinsam auf der Bühne stehen und als Parteienvertreter "Ich will Spaß" grölen.
Da ist aber auch noch Jonas Jahn, der Gedichte erst aufschreiben und dann -sagen kann wie kaum ein anderer und seine Alltagspoesie bis zu einem Brief ans Silvesterfeuerwerk furios von der Bühne feuert.
Und da stand am vergangenen Wochenende, an dem die Show ob des großen Erfolges erstmals gleich an zwei Abenden im Altenberg zu sehen war, als Gast Dagmar Schönleber mit auf der Bühne. Die Ostwestfälin kann auch in ihrer Wahlheimat Köln ihre Wurzeln nicht verleugnen: Die Ostwestfalen seien vielleicht "geografisch verwirrt", aber sie müssten sich zum Saufen nicht verkleiden. Und offensichtlich gehen sie auch nicht zum Lachen in den Keller, und das tat auch das Altenberg-Publikum nicht, als die Sängerin ein selbsverfasstes Jammerlied über das Weinen anstimmte. An ihrer Geschichte "Das ist alles nur ein Missverständnis" könnten sich Generationen von Traumdeutern die Zähne ausbeißen. Man kann aber auch nur einfach herzhaft drüber lachen. Und ihr Song über "Groupies" und Musiker kam nicht nur bei der dreiköpfigen "nachgewürzt"-Band gut an.
Ein schönes Format zwischen Kabarett und Quatsch, das offensichtlich in Oberhausen ein Publikum gefunden hat.VIER KLEINKUNST-KÖCHE UND EIN GASTAufgrund der ständig ausverkauften Nachgewürzt-Veranstaltungen gibt es ab 2009 jeweils eine Zusatzshow am Samstag. Vier unterschiedliche Kleinkunst-Köche aus der Region geben ihren satirischen Senf zu den jüngsten Ereignissen: Matthias Reuter, René Steinberg, Benjamin Eisenberg und Marco "Jonas" Jahn. Am 20. und 21 März ist Sebastian Krämer bei der Show zu Gast.